Nach Simona Halep muss mit Angelique Kerber die nächste Favoritin nach Runde eins die Koffer packen. Zum ersten Mal seit 2005 fliegt die Titelverteidigerin der US Open in der ersten Runde raus. Kerber konnte zu keinem Zeitpunkt dem Spiel ihren Stempel aufdrücken. Auch im zweiten Satz fand sie kaum Zugriff in den Ballwechseln, die Osaka mit viel Tempo und Präzision diktierte. Die Statistiken untermauern ihre Dominanz, die so nicht zu erwarten war. 79 Prozent der Punkte nach ersten Aufschlag (Kerber: 61 Prozent), 22 Winner (Kerber: 9 direkte Gewinnschläge) und 19 Punkte insgesamt mehr geholt, so verdient sich Osaka ihren ersten Erfolg gegen eine Top Ten-Spielerin. Wobei man in diesem Fall ein "ehemalige" davor hängen muss, denn nach diesem Turnier wird Kerber nicht mehr unter den besten zehn Spielerinnen vertreten sein. Diesen Schock muss sie erstmal verdauen, während Osaka in Runde zwei auf Denisa Allertova (Tschechien) oder Rebecca Peterson (Schweden) treffen wird. Das war es von hier, bis bald!

Game, Set and Match: Naomi Osaka! Mit ausdruckslosem Gesicht geht Kerber nach einem Return ins Netz in die Feldmitte, um ihrer Gegnerin zum Sieg zu gratulieren. Kerber ist raus in Runde eins der US Open, das ist ein dickes Ding!

Kerber hat nach einem der seltener gewordenen leichten Fehler von Osaka einen Spielball, den die junge Spielerin jedoch gleich mit einer starken Rückhand cross abwehrt. Und dann - ja, Sie lesen richtig, hat Osaka ihren ersten Matchball!

Nun bleibt Kerber nnichts übrig, als mit dem Mut der Verzweiflung alles nach vorne zu werden. Osaka nimmt ihr aber beide Spielbälle mit wuchtigen Returns ab. Einstand!

Kerber versucht zumindest, wieder ins Spiel zu kommen. Sie geht aktiver in die Ballwechsel und hat dann Pech mit einer Rückhand ins Netz nach zuvor guter Länge in den Schlägen. Osaka hat den Spielball und als Kerber den Return versemmelt, ist das 5:1 auf der Anzeigetafel. Gerade mal eine Stunde ist gespielt, durch die Reihen geht ein ungläubiges Murmeln. Nun ist der Druck gewaltig!

Spielt die Ellbogenblessur doch eine Rolle am heutigen Tage? Kerber wird heute phasenweise überrolt von der Länge und der Präzision der Schläge von Osaka. Ein Erstrundenaus hätte fatale Folgen: Wenn Kerber nicht mindestens das Achtelfinale erreicht, fliegt sie aus den Top Ten!

Falls Kerber gehofft hat, dass Osaka einbricht oder wieder mehr Fehler macht, so hat sie sich getäuscht. Die 19-Jährige lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und schnappt sich das Break mit einer starken Vorhand longline im zweiten Anlauf. Sie ballt die Faust, 4:1! Das riecht ein bisschen nach einem Debakel, dass Kerber schleunigst abwenden muss!

Da muss man schon den Hut ziehen. Während Kerber immer weiter aus dem Feld gedrängt wird, geht Osaka immer weiter rein und spielt mit Kerber Katz und Maus. Zum Glück aus Sicht der Kielerin kann die junge Frau den nächsten Breakball nicht nutzen und es geht über den Einstand.

Wenn Osaka die Zeit hat, um in die Schläge reinzugehen, ist sie kaum zu stoppen. Sie lässt Kerber nicht mal ansatzweise in die Nähe eines Breaks. Stattdessen hat sie drei Spielbälle und donnert den ersten sensationell mit der Vorhand cross auf die Linie. Das Publikum ist begeistert, ein anerkennendes Raunen geht durch die Reihen. 3:1 für die Japanerin!

Trotz des Rückstandes ist die Körpersprache bei Kerber weiterhin positiv. Sie bringt ihr nächstes Spiel problemlos durch und kann auf 1:2 verkürzen. Wenn sie hier aber noch ein Wörtchen mitreden will, sollte jetzt dringend ein Break her.

Es ist schon beeindruckend, was Osaka da auf den Platz zaubert. Sie lässt Kerber mit einer Vorhand longline alt aussehen und erhöht auf 2:0. Jetzt ist die ehemalige Nummer Eins gefordert, das Match droht ihr zu entgleiten.

Es geht doch! Mit einem guten aktiven Return erwischt sie Osaka auf dem falschen Fuss. Das ist bei dem hohen Tempo, das die Japanerin an den Tag legt, gar nicht so einfach. Kerber hat die nächste Breakchance, doch wieder kann sie nicht zuschlagen. Eine Vorhand cross bringt sie nur ins Netz zurück. Einstand!

Einen engen Ballwechsel entscheidet Kerber mit einer Vorhand gegen die Laufrichtung für sich. Sobald sie es schafft, an der Linie zu bleiben, kann sie dem Spiel deutlich besser ihren Stempel aufdrücken. Dranbleiben Angie!

Da ist es passiert! Einen Punkt kann Kerber noch holen, dann landet eine Vorhand im Netz. Äusserlich lässt sich Kerber nichts anmerken, innerlich sollte sie aber nicht zu viel nachdenken, sondern fokussiert bleiben und zurückschhlagen.

Holla die Waldfee, jetzt ist Osaka aber in Fahrt. Kerber wird hin und her gescheucht, während die Japanerin die Ballwechsel diktiert und am Netz eiskalt zuschlägt. Plötzlich hat Kerber drei Breakbälle gegen sich!

Osaka erweist sich als die erwartet schwere Auftaktgegnerin für Kerber. Die Kielerin spielt teilweise zu passiv und fehlerhaft. Auch Osaka macht Fehler, kann diese aber durch aggressives Spiel am Netz und bei den Grundschlägen kompensieren. Kerber muss vor allem an ihrem zweiten Aufschlag arbeiten, dort holt sie nur 25 Prozent der möglichen Punkte. Osaka hat fünf Winner mehr (10) als Kerber (5) und insgesamt acht Punkte mehr auf dem Konto. Nun ist Kerber gefragt, wenn sie nicht vorzeitig die Koffer packen will.

Jetzt will es Osaka wissen. Sie kommt mit Schwung ans Netz und donnert die Kugel in die Vorhandecke. Nach 34 Minuten hat sie den ersten Satzball und schlägt mit dem zweiten Aufschlag zu. Osaka holt sich Satz eins mit 6:3.

Das macht Kerber gut! Sie wird kurz zurückgedrängt, geht aber dann ihrerseits vor und zwingt Osaka zum Rückhandfehler. Die Japanerin wehrt mit starker Rückhand cross den ersten Breakball ab. Beim zweiten hat Kerber die 50:50-Chance und wählt die falsche Seite, denn Osaka bleibt in der Vorhandecke stehen und dann ist Kerber machtlos. Einstand!

Die Reaktion von Kerber ist allerdings bärenstark. Aus dem Unterarm heraus beschleunigt sie die Rückhand longline und lässt Osaka alt aussehen. 30:0 für Kerber, gelingt das direkte Re-Break?

Der zweite Aufschlag hakt noch bei Kerber, ihr unterläuft nun schon der erste Doppelfehler. Die Quote von 29 Prozent ist ausbaufähig. Osaka schnappt sich das Break, was in dieser Phase nicht unverdient ist. Nun serviert sie zum Satzgewinn.

Kerber hat Glück, dass Osaka etwas zu wenig Spin in die Rückhand bekommt und so ihre Breakchance verpasst. Stattdessen verzieht die Japanerin anschliessend auch die Vorhand. Doch das Spiel bringt sie zunächst nicht durch, weil Osaka sie mit ihrer aggressiven Spielweise weit hinter die Linie drängt. Einstand!

Osaka streut erwartet viele Fehler ein, was bei ihrer riskanten Spielweise aber zu erwarten war. Viel fehlt auch beim ersten Spielball mit der Vorhand cross nicht. Doch beim nächsten Ballwechsel zeigt sie ihre enorme Beweglichkeit und fischt eine Vorhand noch stark aus der Ecke. Kerber guckt chancenlos hinterher und liegt wieder zurück mit 3:4.

Das kann sich sehen lassen. Osaka schenkt ihr nichts, da müssen schon starke Winner wie jetzt mit der Rückhand longline her. Dabei geht sie ganz tief in die Knie. So geht auch das dritte Aufschlagspiel an die Kielerin, sie gleicht aus zum 3:3.

Bei den Unforced Errors liegen die beiden mit je acht gleichauf. Auch im Match konnte sich noch keine Spielerin deutlich abheben, auch wenn Kerber zuletzt zumindest eine Breakchance hatte. Ihre Körpersprache stimmt, nach einer gelungenen Volleyaktion am Netz kommt die Faust. 30:15!

Das Match nimmt Fahrt auf. Osaka ist erst zum siebten Mal bei einem Grand Slam Turnier im Hauptfeld dabei, aber sie spielt mutig und unbekümmert wie ein alter Hase. Einen zu langen Stopp von Kerber kontert die 19-Jährige mit einer starken Rückhand cross am Netz. So bleibt alles in der Reihe, 3:2.

Zum wiederholten Male hat Osaka Probleme mit der Rückhand, die sie ins Netz setzt. Da zeigt sich ihre manchmal aufkommende Ungeduld und die mangelnde Erfahrung. Auch beim Breakball geht die junge Japanerin volles Risiko und hat dieses Mal das Glück auf ihrer Seite. Ein Volley gegen die Laufrichtung beschert ihr den Einstand.

Schade, eigentlich hat Kerber das gut gemacht und ist mit Druck auf den zweiten Aufschlag gegangen. Doch ihr Schlag cross mit der Vorhand ist einen Hauch zu lang. Aber Kerber bleibt an der Linie und entscheidet die nächste Cross-Rally für sich, 30 beide.

Das war eine tolle Kombination: Mit einem scharfen Aufschlag nach aussen drängt Kerber die Gegnerin aus dem Feld und punktet dann mit einer Vorhand cross gegen die Laufrichtung. Als Osaka dann die Vorhand verzieht, hat Kerber den nächsten Spielball. Es folgt der nächste einen Tick zu lange Ball der Japanerin, dieses Mal mit der Rückhand. Es steht 2:2.

Auch im zweiten Aufschlagspiel lässt Osaka nichts anbrennen. Kerber kann noch keinen allzu grossen Druck aufbauen. Die Chance zum Passierball per Vorhand longline vergibt sie, also hat Osaka drei Spielbälle. Danach gelingt der Nummer sechs der Welt immerhin ein Punkt mit einer schönen Vorhand cross. Doch der letzte Return nach gutem Kick-Aufschlag geht total daneben, damit geht Osaka mit 2:1 in Führung.

Bei eigenem Aufschlag hat zwar auch Kerber einen Doppelfehler, was vielleicht der Anfangs-Nervosität geschuldet ist. Insgesamt spielt sie aber sehr variabel und bringt den Aufschlag durch. Das ist der Ausgleich zum 1:1.

Kerber spielt heute ohne die Bandage am Ellbogen, die sie in den vergangenen Tagen noch beim Training trug. Sie laborierte zuletzt an einer Verletzung, die aber nun weitgehend ausgeheilt sei, so die Kielerin. Man müsse sehen, ob die Schmerzen wiederkommen.

Osaka legt gut los. Sie ist für ihren harten Aufschlag bekannt und stellt das auch gleich unter Beweis. Ein Problem ist allerdings noch ihre Beinarbeit beim Aufschlag, sie springt kaum hoch. Ein Doppelfehler ist zwar dabei, aber letztendlich bringt die 19-Jährige das Spiel sicher durch und geht mit 1:0 in Führung.

Osaka hat die Wahl gewonnen und sich für den Aufschlag entschieden. Sie eröffnet nun das Match gegen die Titelverteidigerin!

Angelique Kerber und Naomi Osaka betreten das Arthur Ashe Stadium, das sich um die Mittagszeit mehr und mehr füllt. Gleich folgt die Platzwahl und dann eine kurze Einspielphase. Danach geht es los!

Kerber betonte vor dem Match noch einmal, dass sie weder die Erfolge, noch die schwierigen letzten Monate im Kopf hat. "Ich fühle mich sehr gut. Ich bin auch entspannter als noch in den letzten Wochen und Monaten. Ich mache mir nicht mehr den Druck und brauchte einfach die Zeit, um mich weiterzuentwickeln", sagte die Kielerin am Samstag beim Medientag. Das Überstehen der erste Runde sei für sie die schwierigste Hürde. "Erste Runden sind für mich nie einfach. Ich schaue auch nicht auf eine Titelverteidigung oder weitere Runde. Ich denke Match für Match", betonte Kerber, die in dieser Saison noch auf ihren ersten Turniersieg wartet.

Ihre Gegnerin Naomi Osaka ist mit ihren 19 Jahren noch am Anfang ihrer Karriere, doch sie gilt als grosses Talent. Zuletzt sorgte sie aber in Toronto mit dem Einzug ins Achtelfinale für Furore. Dort unterlag sie der Nummer 1 der Welt, Karolina Pliskova, weil sie beim Zwischenstand von 1:1 nach Sätzen verletzungsbedingt aufgeben musste. In Wimbledon scheiterte sie in der dritten Runde an der späteren Finalistin Vernus Williams. Mit Osaka ist also zu rechnen und die Nummer 45 der Welt wird auch Kerber im ersten Aufeinandertreffer überhaupt ins Schwitzen bringen wollen.

"Ich setze halt wieder auf New York", sagt die 29-Jährige zuversichtlich und hofft auf den Wendepunkt in einer schwächeren Saison. "New York ist für mich und meine Karriere ein Ort, der einfach magisch ist." Auch Barbara Rittner glaubt an Kerbers Auferstehung. "Ich glaube, sie ist klar im Aufwind", sagte die Bundestrainerin. Sie hält die aktuelle Situation sogar für vorteilhaft. "Es ist eine schöne Position, dass keiner mit ihr so richtig rechnet. Manchmal ist das auch eine Initialzündung."

"Ich setze halt wieder auf New York", sagt die 29-Jährige zuversichtlich und hofft auf den Wendepunkt in einer schwächeren Saison. "New York ist für mich und meine Karriere ein Ort, der einfach magisch ist." Auch Barbara Rittner glaubt an Kerbers Auferstehung. "Ich glaube, sie ist klar im Aufwind", sagte die Bundestrainerin. Sie hält die aktuelle Situation sogar für vorteilhaft. "Es ist eine schöne Position, dass keiner mit ihr so richtig rechnet. Manchmal ist das auch eine Initialzündung."

Als Kerber das Finale gegen Serena Williams gewann, war es die Krönung auf eine fantastische Saison. Der Sprung auf Platz eins der Welt war ihr zweiter Grand-Slam Erfolg. Ein Jahr später ist Ernüchterung eingekehrt. Bei keinem Grand Slam kam die Kielerin über das Viertelfinale hinaus. Sie stürzte aus den Top drei und ist nur noch die Nummer sechs der Welt. Mit dieser Nummer ist sie auch in New York gesetzt. Doch Kerber verbindet viel mit dem Ort, wo sie 2011 sensationell ins Halbfinale einzog und ihren sensationellen Aufstieg zur besten Spielerin der Welt einleitetet.

Willkommen zu Tag zwei der US Open 2017! Heute steigt mit Angelique Kerber auch die Titelverteidigerin ein. Sie bekommt es ab 19 Uhr mit der Japanerin Naomi Osaka zu tun. Doch die Vorzeichen sind andere als noch vor einem Jahr.